II. Beschreibung der englischen BombenIII. Englische Zünder, Zündladungen und SprengkapselnInhaltsverzeichnis
Beseitigung nicht detonierter feindlicher Abwurfmunition - Beiheft 1 -
Beschreibung der englischen Bomben und ihrer Vernichtung
III. Englische Zünder, Zündladungen und Sprengkapseln
1. Der Detonator Nr. 35 bzw. 36

(Siehe Zeichnung 22. Abb. 19)

Verwendung.

Der Detonator dient als Zündladung, die als Sprengkapsel mit aufgesetztem Zündhütchen mit und ohne Verzögerungs- bzw. Verzugssatz verwendet wird. Die englische Bezeich-nung "Detonator" wurde beibehalten, da für die Sprengkapsel mit aufgebautem Zündhüt-chen eine deutsche Fachbezeichung nicht besteht. Angewandt wird der zusammen mit den Zündern Nr. 27, 28 und 29 in den Sprengbomben 20 LB, 40 LB, 500 LB, 1000 LB und in der Panzerbombe 500 LB (neue Art).

Aufbau.

Die Sprengkapsel aus Kupfer von 70 mm Länge und 7 mm äußeren Durchmesser wird ge-halten durch einen zylindrischen Messinkopf von 25 mm Ø und 18 mm Höhe. Der obere Rand der Sprengkapsel ist umgebördelt. Gegen diesen Rand drückt ein von oben in den Messingkopf eingeschraubte zylindrisches Messingstück und hält dadurch die Sprengkap-sel fest. Gegen Feuchtigkeitseinfluß ist sie mit einer roten Masse – ähnlich der deutschen Numata-Dichtungsmasse – im Messingkopf abgedichtet. Das von vorn eingeschraubte zy-lindrische Druckstück hat vier Durchbohrungen für einen Spezialschlüssel und in der Mitte sitzt in einer zylindrischen Bohrung das Zündhütchen, das durch eine schwarze Ringfu-genlackierung abgedichtet. Die vier Löcher für den Schlüssel sind durch einen Pappring überklebt. Auf diesem Pappring sind die Lieferungsdaten sowie die Verzögerungszeit in Sekungen aufgedruckt. Handelt es sich um einen o.V.-Detonator, so trägt er die Bezeich-nung INST (instant). Der ganze Messingkörper ist durch einen Goldlack gegen Oxydation geschützt. Am äußeren Umfang des Messingkörpers ist ein 9 mm breiter Farbring ange-bracht, der die Verzögerungszeiten kennzeichnet:

  Weiß = o.V. ("INST")
  Gelb = 1 Sek.
  Blau = 11 Sek. (für Tiefangriff)

Die Bezeichnung ICI bedeutet: "Imperial Chemical Industries" und hinter einem Bruchstrich ist durch einen großen lateinischen Buchstaben die Herstellerfirma gekennzeichnet. Die Bezeichnung "LOT" heißt: Lieferung. Im Innern der Sprengkapsel befinden sich etwa 3 Gramm Sprengsatz mit Knallquecksilberauflage, die nicht ganz die Hälte der Sprengkapsel ausfüllen. Der darüber liegende Hohlraum dient zur Aufnahme des Verzögerungssatzes in einem besonderen Stahlröhrchen. Die in ihm entstehenden Pulvergase können durch kreuzförmige Ausfräsungen im Druckstück zu den Schlüssellöchern gelangen und durch diese abziehen.

Verpackung. (Siehe Abb. 19)

Die Verpackung erfolgt zu 10 Stück luftdicht in einem zylindrischen Blechbehälter von 125 mm Ø und 100 mm Höhe. Der Deckel ist abgedichtet durch einen aufgelöteten Weiß-blechstreifen mit Ring zum Abreißen. Im Innern des Behälters befinden sich zwei zylindri-sche Blecheinsätze, die durch Weißblechröhrchen miteinander verbunden sind. Jedes Röhrchen nimmt einen Detonator auf. Aufschrift "10 Detonators Aircraft Bomb Nr. 35 bzw. 36", dazu die Bezeichnung der Lieferungen und der Abnahmestempel. Der Abnahmestem-pel ist rechteckig umrandet, enthält die Bezeichnung A.I.D., dazu die Nummer der Abnah-meinspektion und die Nummer des Abnahme-Beamten.

2. Der Bodenzünder für die Brandbombe 12,5 kg

(Siehe Zeichnung 25, Abb. 15)

Der Bodenzünder für die Brandbombe 12,5 kg ist ein Aufschlagzünder ohne Verzögerung mit Fallschirmentsicherung.

Hauptteile des Zünders:

Fallschirmbefestigung,

Sicherungsfeder,

Federgehäuse,

Sicherungskugeln,

Sicherungsgehäuse,

Stößelsicherung,

Stoßelgehäuse,

Stößel,

Schlagbolzen,

Scherdraht,

Abstandsfeder,

Zündhütchenkörper,

Zündhütchen.

Wirkungsweise des Zünders:

Beim Abwurf der Bombe drückt der Luftstaudruck den Fallschirm mit Fallschirmdeckel he-raus. Der sich entfalltende Fallschirm zieht die Stößelsicherung unter Überwindung der Si-cherungsfeder heraus. Durch die Sicherungskugeln wird der Stößel mit angehoben. Wenn die Kugeln den oberen Rand des Sicherungsgehäuses erreicht haben, können sie nach außen treten. Dadurch wird der Stößel freigegeben, fällt herunter und belastet den nur 25 g wiegenden Schlagbolzen mit weiteren 105 g. Der Schlagbolzen und der Stößel wer-den durch die Abstandsfeder und einen kupfernen Scherdraht von 0,4 mm Ø festgehal-ten. Beim Auftreffen am Ziel schießen sie durch ihr Beharrungsvermögen nach vorn, sche-ren den Kupferdraht ab, drücken die Abstandsfedern zurück und der Schlagbolzen schlägt das Zündhütchen ab.

Entschärfen von 12,5 kg-Brandbomben.
1.

Entfernen der Fallschirmbefestigung und Abschrauben des Federgehäuses.

2.

Lösen der Sechskantmutter (sie ist durch eine kleine Stiftschraube gesichert) auf dem Stößelgehäuse, dann kann die hohle Stromlinienverkleidung abgenommen wer-den.

3. Herausdrehen des Stößelgehäuses.
4. Herausdrehen des Zündhütchenkörpers.

Die Vernichtung der Bombe erfolgt durch Einfüllen von Schwarzpulver oder Gewehrplätt-chenpulver in die Öffnung im Bombenboden und Entzündung durch 50 cm Zeitzündschnur 30. Die Bombe muß in waagerechter Lage in einer 1 m tiefen Grube vernichtet werden. Sicherheitsabstand 35 m.

3. Kopfzünder Nr. 27

(Siehe Zeichnung 18, Abb. 10 und 11)

Der Zünder Nr. 27 ist ein einseitig wirkender mechanischer Kopfzünder für die englischen Bomben GP 250 LB und GP 500 LB.

Aufbau.

Im Zünderkörper aus Messing (1) ist der Schlagbolzen (3) aus Stahl durch einen 3 mm starken Scherstift (2) aus Bronze gehalten. Am Bund des Zünderkörpers sitzt ein federn-der Festlegering (4), dessen Nase in eines der 4 an der Mundlochbuchse befindlichen Lö-cher eingreift. Vorn sitzt auf dem Schlagbolzen ein Aufschlagteller aus Stahl, aus dem noch ein kurzer Gewindezapfen herausragt. Zwischen dem Aufschlagteller und der Vor-derfläche des Zünderkörpers sitzt ein gabelförmiger Sicherungsbügel (6) als Transportsi-cherung. Am äußeren Rande des vorderen Teils des Zünderkörpers sind 8 halbkreisförmige Nuten angebracht, in die eine Zylinderkopfschraube des Sicherungsbügels einrastet und diesen gegen Verdrehung sichert. Auf dem vorderen Gewindezapfen des Schlagbolzens ist einer Sicherungskappe (5) mit 5 Windflügeln aus Leichtmetallspritzguß aufgeschraubt. Der hohle Teil dieser Kappe ragt über den Aufschlagteller hinaus und legt sich in gesichertem Zustand gegen den vorderen Teil des Zünderkörpers. Damit die Kappe nicht zu fest auf-geschraubt wird und sich im Winde leicht drehen kann, sind zwei Anschlagstifte vorhan-den.

Durch den Sicherungsbügel wird diese Kappe gegen vorzeitiges Losdrehen gesichert. Als Transportsicherung dient ein durch den Sicherungsbügel geschobener Splint (7), an den ein Blechschild mit Gebrauchsanweisung angehängt ist.

Arbeitsweise des Zünders.

Im Augenblick des Abwurfs wird mit Hilfe einer am Abwurfgerät befindlichen Drahtgabel der Sicherungsbügel vom Zünder abgezogen, das Windrad wird frei, infolge des Luftstro-mes dreht es sich los und fällt ab. Der Teller des Schlagbolzens stößt auf das Zielmaterial auf, drückt den Schlagbolzen nach hinten, schert den Scherstift ab und die Schlagbol-zenspitze sticht das Zündhütchen an. Trifft die Bombe flacher als 30° auf, so genügt in den meisten Fällen die entstehende Kraft nicht zum Abscheren des Scherstiftes und die Bombe geht blind.

Entschärfen von Bomben mit Zünder Nr. 27.

Mit Hilfe eines Schraubenziehers wird der Festlegering angehoben, so daß seine Nase nicht mehr in die Bohrung der Mundlochbuchse eingreift. Dann läßt sich der Zünder von Hand oder unter Zuhilfenahme einer Rohrzange herausdrehen. Der danach sichtbar wer-dende Detonator läßt sich mit einer langen Spitzzange oder einer Pinzette herausziehen. Dann ist die Bombe transportsicher. Läßt sich der Zünder nicht herausdrehen, so kann die Bombe in waagerechter Lage vorsichtig transportiert werden. Es muß dabei peinlichst vermieden werden, daß die Bombe mit dem Aufschlagteller oder dem Rest des Schlagbol-zens irgendwo anstößt.

Verpackung.

Der Zünder Nr. 27 ist mit Hilfe einer Gurtschnalle an der Innenseite des Deckels zur Papp-hülle, in der das Leitwerk der Bomben transportiert wird, festgeschnallt (siehe Abb. 18).

4. Der Zünder Nr. 28
(siehe Zeichnung 19, Abb. 7)

Er ist ein einseitig wirkender mechanischer Bodenzünder für die Bomben GP 250 LB, GP 500 LB, GP 1000 LB und die SAP 500 LB (neuer Art)

Aufbau des Zünders.

Im Zünderkörper (1) ist der Schlagbolzen (2) zentral gelagert. Er ist leicht nach vorn und hinten beweglich und durch eine Nut, in die eine Stiftschraube hineinragt, gegen Verdre-hung gesichert. In seiner hinteren Lage (Ruhelage) wird er durch eine Sicherungsmutter (3) mit zwei Kupplungsfahnen, die von hinten auf das Gewinde des Schlagbolzens aufge-schraubt ist, festgehalten. Am Bund des Zünderkörpers ist der Festlegering (5), dessen Nase in eines der vier Schlüssellöcher der Mundlochbuchse eingreift, drehbar angeordnet. Der Ring ist geschlitzt, er federt und rastet in die am Bund angebrachte Vertiefungen ein.

Die Kupplung (6), die an der Kupplungsstange (7) zum Windrad (8) sitzt, befindet sich im Bombenschwanz und wird beim Aufsetzen des Leitwerkes mit den Kupplungsfahnen der Sicherungsmutter in Eingriff gebracht. Eine Sicherungsklammer (9), die mit Hilfe eines verstellbaren Drahtbügels an der Abwurfvorrichtung befestigt ist, schützt das Windrad gegen vorzeitiges Anlaufen, indem sich ein Messingstift zwischen die Flügel des Windra-des legt. Eine Abdichtungsscheibe (10) mit einem herumgelegten Ring sichert den Zünder vor Verschmutzung während des Transportes. Dabei wird eine ovale Sicherungsscheibe (11) zwischen die Kupplungsfahnen der Sicherungsmutter gelegt, damit sich die Siche-rungsmutter nicht losdrehen kann.

Verpackung.

Der Zünder wird in die im Boden befindliche Mundlochbuchse eingedreht. In dieser Mund-lochbuchse befindet sich bereits die Übertragungsladung (C.E. Pellet) mit Filzscheibe, aber kein Detonator. Über dem Zünder sitzt der hölzerne Transportring, der mit zwei Flü-gelschrauben am Boden der Bombe befestigt ist. Zum Fertigmachen der Bombe muß der Transportring abgeschraubt, der Zünder herausgeschraubt, der Detonator eingesetzt, der Zünder wieder eingeschraubt und das Leitwerk aufgesetzt werden. Bei dieser Arbeit wird oft das Einsetzen des Detonators vergessen, und diese Unterlassung gibt zu Blindgängern Anlaß. In einigen Fällen waren auch die Kupplung und die Kupplungsfahnen der Siche-rungsmutter verklemmt eingesetzt, so daß ein Loslösen der Sicherungsmutter unmöglich war.

Arbeitsweise des Zünders.

Im Augenblick des Abwurfs wird die Sicherungsklammer durch den Drahtbügel abgerissen und gibt das Windrad frei. Dieses dreht über die Kupplung die Sicherungsmutter vom Schlagbolzen ab. Dadurch wird der Schlagbolzen beweglich, und im Augenblick des Auf-schlagss schießt er durch seine Trägheit unter Überwindung der Schraubendruckfeder nach vorn und schlägt das Zündhütchen an.

Entschärfung von Bomben mit Zünder Nr. 28.

Mit Hilfe eines Schraubenziehers wird der Feststellring angehoben und zurückgezogen, so daß seine Nase nicht mehr in das Loch in der Mundlochbuchse eingreift. Dann läßt sich der Zünder, der normales Gewinde hat, mit der Hand oder unter Zuhilfennahme einer Rohrzange herausdrehen. Danach wird der Detoantor sichtbar, der durch eine schmale, lange Spitzzange oder eine kräftige Pinzette leicht herausgezogen werden kann. Dann ist die Bombe transportsicher. Läßt sich der Zünder nicht herausdrehen, so kann die Bombe in waagerechter Lage – wenn möglich, quer zur Fahrtrichtung – auf einem gut gefederten Fahrzeug oder einer Krankentrage zu einem Sprengplatz befördert werden.

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