InhaltsverzeichnisA. Scharfe Patronen, II. Für PistolenInhaltsverzeichnis
Merkblatt für die Munition für Handfeuerwaffen und M.G.
A. Scharfe Patronen
I. Für Gewehr, Karabiner und M.G.

1. Die Patronenhülse S.*.

Die Patronenhülse S.* ist aus Messingblech gezogen; sie ist flaschenförmig, außen schwach konisch gehalten und so dem Patronenlager angepaßt. Man unterscheidet den Hülsenboden und den Hülsenmantel.

Der Hülsenmantel bildet den Pulverraum und nach seiner Schweifung den Geschoßraum. Der Pulverraum wird durch den weiten Hohlraum über dem Hülsenboden, der zylindrische Geschoßraum durch den engen Teil gebildet. Der konische Übergang vom Pulver- zum Ge-schoßraum ist die Hülsenschweifung. Auf den Umfang des Hülsenbodens ist eine Rille für den Auszieher mit trapezförmigem Querschnitt eingefräst. Die hintere Fläche dieser Aus-fräsung heißt »Auszieherfläche«, sie ist gleichlaufend zur »Reibefläche« des Hülsenbo-dens.

In der Mitte des Hülsenbodens – von der Reibfläche aus gesehen – ist die Zündglocke eingepreßt, von deren Grundfläche sich der Amboß bis etwa zur halben Höhe der Zünd-glocke erhebt. Neben dem Amboß sind an zwei sich gegenüberliegenden Stellen die Zünd-kanäle schräg durch den Boden gebohrt; sie verbinden die Zündglocke mit dem Pulver-raum.

In die Reibefläche sind an vier verschiedenen Stellen folgende Zeichen eingeprägt:

Das Firmenzeichen, z.B. P = Polte,
das Hülsenzeichen, z.B. S.* = Patronenhülse S Stern,
die Lieferungsnummer, z.B. 6 = 6. Lieferung und
das Fertigungsjahr, z.B. 31 = 1931.

Der Stern neben dem Hülsenzeichen bedeutet, daß die Hülse aus einer Legierung von 72% Kupfer und 28% Zink gefertigt ist.

2. Die Patronenhülse S. (Stahl)

Die Patronenhülse S. (Stahl) ist aus beiderseitig kupferplattiertem Stahlblech gezogen und galvanisch nachverkupfert. Sie hat die gleiche Form wie die Patronenhülse S.*.

In die Reibefläche sind die Kennzeichen eingeprägt, die über Werkstoff, Fertigungsfirma, Lieferungsnummer und Fertigungsjahr Aufschluß geben.

3. Die Geschosse.

a) Allgemeines.

Zur Erzielung eines dichten Abschlusses zwischen Geschoß und Hülse sowie eines festens Sitzes in der Längsrichtung sind sämtliche Infanteriegeschosse mit ????? mit einer Rille versehen, in die der obere Hülsenrand eingezogen wird.

b) Das Geschoß s.S.

Das Geschoß s.S. (schweres Spitzgeschoß) hat eine schlanke Spitzenform. Es besteht aus dem Geschoßmantel, in den der Geschoßkern eingepreßt ist. Der Mantel ist aus tom-bakplattiertem Flußstahl gezogen und der Kern aus Hartblei gepreßt. Der Kern wird durch die Umbördelung des Mantels festgehalten. Der sich nach hinten anschließende Konus trägt zur Verminderung des Luftwiderstandes bei und ermöglicht in Verbindung mit der größeren Querschnittsbelastung größere Schußweiten. Die s.S.-Munition ist Einheitsmuni-tion für Gewehr, Karabiner und M.G.

c) Das Geschoß S.m.K.

Das Geschoß S.m.K. (Spitzgeschoß mit Stahlkern) ist etwas länger als das Geschoß s.S. und birgt im Innern eine Stahlkern, um den sich ein dünnes Bleihemd legt. Es dient als Sondergeschoß zur Bekämpfung von Panzerzielen.

d) Das Geschoß S.m.K. L'spur.

Das Geschoß S.m.K. L'spur (Spitzgeschoß mit Stahlkern und Leuchtspur) ist ebenso wie das Geschoß S.m.K. gebaut, doch befindet sich eine mit grün-rot oder gelb leuchtendem Satz gefüllte Satzhülse hinter dem verkürzten Stahlkern. Die Flugbahn wird durch den ab-brennenden Leuchtsatz gekennzeichnet.

Der Leuchtsatz leuchtet bis aus 900 m.
Es dient in erster Linie zur Bekämpfung von Flugzeugen.

e) Das Geschoß l.S.

Das Geschoß l.S. (leichtes Spitzgeschoß) entspricht in seiner Form dem Geschoß s.S. In den tombakplattierten Flußstahlmantel ist ein Leichtmetallkern eingepreßt. Der Kern wird durch die Umbördelung des Mantels in diesem festgehalten.

f) Das Geschoß l.S.L'spur.

Das Geschoß l.S.L'spur (leichtes Spitzgeschoß mit L'spur) ähnelt in Form und Aufbau dem Geschoß l.S. Im hinteren Teil ist jedoch eine mit gelb leuchtendem Satz gefüllte Satzhül-se untergebracht.

Der Leuchtsatz leuchtet bis auf 800 m.

Die Geschosse unter e) und f) sind lediglich Übungsgeschosse für das Schießen gegen Luftziele. Die Flugweite beider Geschosse ist infolge des kleineren Geschoßgewichtes ge-ringer als die der übrigen Geschosse für Handfeuerwaffen und M.G.

g) Das B.-Geschoß

Das B.-Geschoß (Beobachtungs-Geschoß) entspricht in der Form etwa dem Geschoß s.S. Zu seiner Kennzeichnung ist der tombakplattierte Flußstahlmantel an der Geschoßspitze hochglänzend verchromt. Im vorderen Teil des Geschosses sind ein Rauch- und Spreng-satz, im mittleren Teil die Zündeinrichtung untergebracht. Der hintere Abschluß erfolgt durch einen Hartbleikern. Die Zündeinrichtung besteht aus einem kleinen Schlagbolzen, der in seiner Ruhelage durch einen Sperring festgehalten wird. Beim Abschluß gleitet der Sperring auf dem Schlagbolzen nach hinten. Hierdurch wird der Schlagbolzen freigegeben und kann, wenn das Geschoß im Fluge auf einen Widerstand stößt, durch sein Behar-rungsvermögen nach vorn auf den Zündsatz schlagen und diesen zur Entzündung bringen. Beim Aufschlag gibt das Geschoß ein helles Rauchwölkchen.

Die Verwendung des B.-Geschosses erfolgt nur im Frieden. Es gibt die Möglichkeit, die Schießgrundlagen zu überprüfen.

4. Das Nitrozellulose-Gewehr-Blättchen-Pulver (2 · 2 · 0,45)

Das Nz.Gew.Bl.P. (2 · 2 · 0,45) besteht aus schwärzlichen viereckigen, vorwiegend qua-dratischen, graphierten Blättchen von etwa 0,25 bis 0,35 mm Stärke und einer Seitenlän-ge von 1,2 bis 1,5 mm mit glatten Schnittflächen.

Es dient allen Patronen als Treibladung.

5. Das Zündhütchen 88.

Das Zündhütchen 88 besteht aus der Kapsel aus Messing, dem Zündsatz und dem Deck-blättchen aus doppelseitig zinnplattierter Bleifolie. Der Zündsatz ist trocken in die Kapsel eingepreßt und wird durch ein aufgelegtes Deckblättchen, das auf der dem Satze zuge-kehrten Seite lackiert ist, gegen Einwirkung von Feuchtigkeit und gegen Abbröckeln ge-schützt. Die Kapsel ist innen bis zur Höhe des Zündsatzes lackiert.

6. Das Zündhütchen 30.

Das Zündhütchen 30 besteht aus der Kapsel aus Messing, die innen lackiert ist und in die der Zündsatz trocken eingepreßt wird.  Der Satz wird durch ein Deckblättchen aus dop-pelseitig zinnplattierter Bleifolie, das auf der dem Satz zugekehrten Seite lackiert ist, be-deckt und geschützt. Beim Zündsatz 30 sind die Satzbestandteile, die beim Zündhütchen 88 zum starken Nachschlagen und Rosten der Gewehrläufe führen, durch solche ersetzt, die diese Nachteile ausschließen. Satz und Deckblättchen sind für den Amboß etwas ein-gebuchtet. Zum Unterschied vom Zündhütchen 88 ist die Kapsel des Zündhütchens 30 verkupfert.

7. Die Patronen.

Eine Patrone besteht aus:

der Patronenhülse S.* oder der Patronenhülse S (Stahl),
dem Zündhütchen 88 oder dem Zündhütchen 30,
der Pulverladung und
dem Geschoß.

In die Zündglocke der Patronenhülse S.* oder S. (Stahl) ist das Zündhütchen eingesetzt, und zwar so, daß das Deckblättchen des Zündhütchens dem Amboß der Patronenhülse gegenüberliegt und der Boden der Kapsel zu seinem Schutz gegen die Reibefläche um ein bestimmtes Maß versenkt ist. Das eingesetzte Zündhütchen wird durch Preßsitz in der Zündglocke festgehalten. Um ein Herausfallen des Zündhütchens auch beim Schuß zu verhüten, wird es vernietet. Das Vernieten geschieht an drei Stellen durch Eintreiben von Metall der Reibefläche in die Fuge zwischen Zündhütchen und Zündglockenwand der Ring-fuge.

Zum Schutze des Zündsatzes und der Pulverladung gegen Feuchtigkeit von der Reibeflä-che her wird die Ringfuge mit Lack abgedichtet. Zur Unterscheidung der einzelnen Patro-nenarten ist der Lack verschieden gefärbt, und zwar

bei Patronen s.S. grün,
  Patronen S.m.K. und S.m.K.L'spur rot,
  B.-Patronen schwarz.

Das Kennzeichen der Patronen l.S. und l.S.L'spur ist ein 5 mm breiter grüner Lackstreifen auf dem Patronenboden, der das Zündhütchen vollkommen bedeckt. Unterscheidungs-merkmal der Patronen S.m.K.L'spur und l.S.L'spur gegenüber S.m.K. bzw. l.S. ist die auf 10 mm Länge geschwärzte Geschoßspitze.

Die B.-Patrone unterscheidet sich von allen übrigen Patronen durch die verchromte Ge-schoßspitze.

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