III. Englische Zünder, Zündladungen und SprengkapselnVerzeichnis der ZeichnungenInhaltsverzeichnis
Beseitigung nicht detonierter feindlicher Abwurfmunition - Beiheft 1 -
Beschreibung der englischen Bomben und ihrer Vernichtung
III. Englische Zünder, Zündladungen und Sprengkapseln
8. Der englische Leuchtbombenzünder Nr. 35

(Siehe Zeichnung 28, Abb. 20 u. 21)

Verwendung:
Große und kleine Fallschirmleuchtbombe.
Aufbau und Wirkungsweise:

Der Leuchtbombenzünder Nr. 35 ist ein Zeitzünder mit pyrotechnischer Verzögerung, die zwischen 3,5 und 17 Sekunden durch Verdrehen des Stellringes (4) einstellbar ist. Die Einstellung erfolgt vor dem Beladen des Flugzeuges und läßt sich während des Fluges nicht mehr ändern. Nach erfolgter Einstellung wird über den Oberteil eine luft- und was-serdichte Kappe geschraubt, die die feuchtigkeitsempfindlichen Schwarzpulversätze schützt. Im Untereil des Zünderkörpers befindet sich ein Anfeuerungssatz aus Schwarz-pulver zur Verstärkung des Feuerstrahles.

Vor dem Abwurf muß der Sicherungsstecker (9) mit der Bezeichnung "Safety Pin" heraus-gedreht werden. Beim Abwurf zieht ein kurzes Drahtseil, das am Abwurfgerät befestigt, den Spannstecker (6) heraus. Mit ihm ist der Schlagbolzen (5) durch 2 Kugeln verbunden. Unter Zusammendrücken der Schlagbolzenfeder wird dieser mit herausgezogen. Dann können die beiden Kugeln seitlich heraustreten, geben den Schlagbolzen frei und die sich entspannende Schlagbolzenfeder schnellt ihn nach innen, wo er das Zündhütchen an-schlägt. Dessen Feuerstrahl entzündet durch einen Pulverkanal erst den unteren (2), dann den oberen Verzögerungssatz (4). Vom oberen Verzögerungssatz dringt der Feuer-strahl in das Innere des Zünderkörpers ein, wo er durch mehrere mit Schwarzpulver ge-füllte Kanäle den Anfeuerungssatz (7) zur Entzündung bringt.

Entschärfen bzw. Vernichtung:

Nach Lösen des Halteringes (11) läßt sich der Zünder aus der Bombe herausdrehen. Im Deckel des Anfeuerungssatzes (7) läßt sich eine Stiftschraube lösen, wodurch der Anfeu-erungssatz sichtbar wird. Durch ein in diese Öffnung eingeführtes 50 cm langes Stück Zeitzündschnur 30 kann der Schwarzpulversatz ausgebrannt werden. Sicherheitsentfer-nung mindestens 10 m.

In die Bombe wird durch die Öffnung für den Zünder loses Schwarzpulver oder Gewehr-plättchenpulver eingefüllt und mit 50 cm Zeitzündschnur 30 gezündet. Hierzu ist die Bom-be waagerecht in eine 1 m tiefe Grube zu legen. Sicherheitsabstand mindestens 50 m.

9. Der englische Leuchtbombenzünder Nr. 28

(Siehe Zeichnung 27)

Verwendung:
Große und kleine Fallschirmbombe.
Aufbau und Wirkungsweise:

Der Leuchtbombenzünder Nr. 28 ist ein Zeitzünder mit pyrotechnischer Verzögerung und Windradentsicherung. Die Zeiteinstellung erfolgt beim Beladen des Flugzeuges durch Ver-drehen eines Stellringes und läßt sich während des Fluges nicht mehr ändern. Im Unterteil des Zünders befindet sich ein Anfeuerungssatz aus Schwarzpulver zur Verstärkung des Feuerstrahles. Als Transportsicherung ist ein Splint, der beim Beladen der Maschine ent-fernt wird, durch die beweglichen Teile des Zünders gestreckt.

Beim Abwurf wird der Auslösebolzen durch ein Stück Drahtseil, das am Abwurfgerät be-festigt ist, herausgezogen. Dieser Bolzen wurde vorher durch eine unter Federdruck ste-hende Kugel in seiner unteren Lage festgehalten. Gegen diesen Bolzen legt sich unter Fe-derdruck das Zündhütchen. Nach dem Herausziehen des Bolzens schnellt es nach vorn und entzündet sich beim Auftreffen auf die festehende Zündnadel. Der Feuerstrahl dringt durch einen Pulverkanal zu den Verzögerungssätzen. Nachdem diese durchgebrannt sind, gelangt er in den Zündkanal. Das Unterteil des Zündkananls wird durch den unter Feder-druck stehenden Sicherungskegel des Sicherungsbolzens verschlossen. Es soll dadurch eine vorzeitige Entzündung, z.B. beim Hängenbleiben der Bombe im Bombenschacht des Flugzeuges verhindert werden. Das Entsicherungswindrad, das nach dem Herausziehen des Auslösebolzen frei wird, schraubt den Sicherungsbolzen nach einer gewissen Fallzeit heraus und gibt dadurch den Zündkanal frei. Der durch diesen Zündkanal schlagende Feu-erstrahl entzündet den Anfeuerungssatz aus Schwarzpulver.

Entschärfung und Vernichtung:
wie Leuchtbombenzünder Nr. 35.
10. Der englische Panzerbombenzünder Nr. 30II

(Zeichnung 26)

Der Zünder Nr. 30II ist ein einseitig wirkender mechanischer Heckzünder für die Panzer-bomben SAP 250 LB und SAP 500 LB.

Aufbau.

Im Zünderoberteil (1) lagert die Welle (2), die durch die Filzringe (3) gegen Eindringen von Feuchtigkeit geschützt wird. Die Kupplung (4) stellt die Verbindung der Welle (2) mit dem Windrad her und besitzt zwecks Halterung durch den Vorstecker (5) eine Nase, durch die der Vorstecker hindurchgreift. Die Umdrehung des Windrades werden durch ein Untersetzungsgetriebe verringert und auf die Welle (6) weitergeleitet. Das Unterset-zungsgetriebe besteht aus Zahnrädern (7), (8) und (9). Das im Zündermittelteil (10) ge-lagerte Zahnrad (8) hat einen Zahn mehr als das verstiftete Rad (9), so daß bei jeder Umdrehung des Windrades die Welle (6) um eine Zahnbreite weitergedreht wird. Das Un-tersetzungsverhältnis beträgt 60 : 1.

Das Zündermittelteil (10) ist mit dem Zünderunterteil (23) durch eine Überwurfmutter (11) verbunden. Das eine Ende der Welle (6) ist mit Gewinde versehen, das in das Zün-derunterteil und in die beiden Schlagbolzen (12) eingreift. Im gesicherten Zustand wird die Welle (6) durch den Anschlag (13) gehalten. Nach dem Herausschrauben der Welle (9) wird der Abstand zwischen dem Schlagbolzen (12) und Zündhütchen (14) durch die Distanzfedern (15) gehalten. Das Zündhütchen (4) wird durch die Verschlußschraube (16) festgelegt. Die Zündkanäle führen weiter zu den Verzögerungen (17) und von dort über das Zündhütchen (18) zur Zündladung (19). Solange der Zünder nicht entsichert ist, d.h. der in die Welle (6) eingelassene Verschlußstift (22) noch nicht zurückgedreht ist, kann die Zündung des Zündhütchen (18) nicht erfolgen. Der Verschlußstift (22) hält die Hebel (20 und 21) fest, wodurch das im Hebel (21) befindliche Zündhütchen (18) infolge seiner seitlichen Versetzung auch bei einem vorzeitig eintretenden Aufschlag nicht zünden kann.

Wirkungsweise:

Nach dem Beladen der Bombe wird der Vorstecker (5) abgenommen und der Zünder durch Sperrung des Windrades gesichert. Beim Abwurf kommt das Windrad in den Luftstrom und dreht die Welle (2) und über das Getriebe die Welle (6) langsam heraus. Die Schlagbolzen (12) werden freigegeben. Der Verschlußstift (22), der fest mit der Welle (6) verbunden ist, geht ebenfalls zurück, wodurch die unter Federspannung stehenden Hebel (20 und 21) einschwingen können. Das Zündhütchen (18) liegt dadurch vor dem Zündkanal. Im Augenblick des Aufpralles werden gleichzeitig beide Zündhütchen (14) angestochen. Der Zündstrahl jedes Zündhütchens zündet die zugehörige Verzögerung (17). Der Abfeuer-ungssatz der Verzögerung (17) zündet das Zündhütchen (18), das seinerseits die Zünd-ladung (19) zur Detonation bringt.

Behandlung von blindgegangenen Bomben mit Zünder Nr. 39:

Ein Herausnehmen des Zünders ist verhältnismäßig ungefährlich. Es müssen jedoch hierzu die Überwurfmutter, die die beiden Hälften des Zünders verbindet, und die Überwurfmut-ter, die den Zünder am Bombenboden befestigt, gelöst werden. Da hierzu, falls der Zün-der etwas verklemmt ist, Spezialschlüssel notwendig sind, muß in solchen Fällen auf ein Herausnehmen des Zünders verzichtet werden. Die Bombe ist dann waagerecht oder mit der Bombenspitze schräg nach oben vorsichtig zu transportieren. Nach Möglichkeit soll sie quer zur Fahrtrichtung liegen. Ein Wiederhineindrehen der Sicherungseinrichtung durch Bewegen der Luftschraube ist nicht möglich. Da jedoch die Schlagbolzen durch Abstands-federn vom Zündhütchen abgehalten werden, ist ein vorsichtiger Transport möglich.

11. Der englische Zünder Nr. 22 (Bodenaufschlagzünder)

(Zeichnung Nr. 21)

Verwendung:
GP 250 LB (Langzeitzünder) und GP 500 LB (Langzeitzünder).

Vor Einführung des Langzeitzünders Nr. 17 wurde in den beiden vorgenannten Bomben der Zünder Nr. 22 als Bodenzünder und der Zünder Nr. 19 als Kopfzünder verwendet. Der Ge-windekopf des Verzögerungsröhrchens ebenso wie der Gewindestutzen des Zünderkörpers passen in die Innengewinde der Übertragungsladungen der Langzeitzünderbombe. Da-durch ist der Zünder o.V. und m.V. verwendbar. Da blindgegangene Bomben mit diesem Zünder nicht ohne weiteres von solchen mit Langzeitzündern unterschieden werden kön-nen und letztere gesprengt werden mußten, liegen noch keine zuverlässigen Meldungen über die zahlenmäßige Verwendung dieser Zünder vor. Da jedoch in den in Frankreich er-beuteten englischen Munitionsbeständen derartige Zünder gefunden wurden, muß mit ih-rem Einsatz gerechnet werden.

Aufbau und Wirkungsweise:

Im Zünderkörper, der mit seinem Außengewinde in die Abschlußmuffe der Langzeitzünder-bombe eingeschraubt ist, befinden sich als beweglicheTeile eine kegelige Schrauben-druckfeder und der Schlagbolzen. Als Sicherung dient ein Windrad und als Transportsi-cherung ein Splint, der beim Beladen der Maschine entfernt wird.

Beim Abwurf dreht sich das Windrad ab und gibt den Schlagbolzen frei. Beim Auftreffen der Bombe am Ziel schießt dieser durch sein Beharrungsvermögen unter Überwindung der Schraubendruckfeder nach vorn, sticht das Zündhütchen des Detonators an und bringt diesen zur Detonation. Bei m.V.-Wurf sitzt der Detonator im Verzögerungsröhrchen und dieses ist in die Übertragungsladung eingeschraubt. Bei o.V.-Wurf ist der Zünderkörper in das Innengewinde der Übertragungsladung eingeschraubt und der Detonator sitzt in de-ren innerem Hohlraum.

Entschärfung von Bomben mit Zünder Nr. 22:

Da eine Unterscheidung zwischen den Zündern 17 G und 22 nicht ohne weiteres möglich ist, sind die Bomben wie solche mit Zünder Nr. 17 G zu behandeln. Das einzige äußerlich sichtbare Unterscheidungsmerkmal ist die beim Zünder 17 vorhandene Abschlußschraube aus Messing – siehe Zeichnung 23 unten rechts –, die beim Zünder Nr. 22 fehlt.

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