II. Laden, Schußfertigmachen und Entladen der GeschosseII. Laden, Schußfertigmachen und Entladen der GeschosseInhaltsverzeichnis
Heeresfeuerwerkerei - Munitionsarbeiten bei Munition für Geschütze und Werfer
B. Munitionsarbeiten allgemeiner Art
II. Laden, Schußfertigmachen und Entladen der Geschosse

Zusammenkleben zweiteiliger Sprengladungen

Die Sprengladungsteile sind mit Kunstschellacklack zusammenzukleben; wenn es in der Laboriervorschrift angeordnet ist. Dies muß so rechtzeitig und in der erforder-lichen Anzahl vor der Ladearbeit beginnen, das Arbeitsstockungen aus Mangel an zusammengeklebten Sprengladungen nicht eintreten können.

53

Man bestreicht die obere Fläche des Unterteils der Sprengladung gut deckend mit dem Klebemittel, setzt dann das Oberteil zentrisch darauf und drückt ihn fest an. Hervorquellender Lack ist mit einem mit Spiritus angefeuchteten Lappen sofort ab-zuwischen. Die zusammengesetzten Sprengladungen sind so aufzustellen, daß sie senkrecht stehen und nicht umfallen können. Die Achsen der zusammenzukleben-den Sprengladungsteile müssen zusammenfallen. Prüfung durch Anlegen eines Li-neals an der Sprengladung. Einseitiges Spiel zwischen den Klebeflächen ist durch Papierstreifen auszugleichen. So hingestellt müssen sie etwa 12 Stunden trocknen und über Nacht in den Arbeitsräumen verbleiben. Diese Räume müssen Blitzableiter haben.

 

Verpacken12) der Sprengladungen

Bei Geschossen mit abschraubbarem Kopf

Man schraubt einen Geschoßkopf ab und setzt die Sprengladung in das Geschoß ein. Sie muß darin so tief sitzen, daß die aufgesetzte Lehre mit ihren beiden Schenkeln auf der Geschoßhülle (ohne Kopf) aufsitzt. Abschlußplatte und Mund-lochbuchse bleiben im Geschoßmundloch; sie sind mit ihren Schlüsseln fest einzu-schrauben und ihr Sitz nach Nr. 66 zu prüfen.

54

Die Lehre für den richtigen Sprengladungssitz hat eine Ausschnitt, der über den Oberteil der Sprengladung paßt. Die Maße des Ausschnittes sind in der Zeichnung (s. Ladevorschrift) angegeben.

55

Das Lehren soll verhindern, daß man Sprengladungen in Geschosse einsetzt, deren Höhlung am Boden noch verschmutzt, unrund oder durch Asphaltlack etwas ange-füllt ist.

 

Bemerkt man vorstehende Mängel nicht zeitig, so kann man die Sprengladung nicht tief genug einsetzen und den Geschoßkopf nicht weit genug einschrauben (53). Das dann nötige Entladen erfordert viel Zeit und macht die Sprengladung meist unbrauchbar.

 

(1) Nicht passende Sprengladungen sind aus dem Geschoß zu entnehmen; die Ge-schoßhöhlung ist nochmals gründlich zu reinigen und zu untersuchen. Dann setzt man die Sprengladung erneut ein. Paßt sie wieder nicht, so ist entweder die Ge-schoßhöhlung am Boden unrund, die Sprengladung zu lang oder die Sprengladungs-teile (Ober- und Unterteil) liegen nicht in axialer Richtung zueinander (53). Fehler-hafte Teile sind auszusondern; vorher prüft man jedoch, ob die Sprengladung in ein anderes Geschoß hineinpaßt.

56

Über die fehlerhaften Stücke ist unter Angabe der Lieferungsangaben (Hersteller, Lieferung) und der Mängel zu berichten.

 

(2) Passende Sprengladungen sind in den Geschossen zu belassen; den zugehöri-gen Geschoßkopf setzt man lose auf, damit er bei der zugehörigen Hülle verbleibt.

 

Bei Geschossen mit abschraubbarem Boden

Das Verpassen der Sprengladung bei Geschossen mit abschraubbarem Boden ge-schieht nach Nr. 74.

57

Einsetzen und Festlegen der Sprengladung

Festlegen mit Montanwachs und ähnlichen Stoffen

Beim Verwenden von Montanwachs müssen Geschosse und Sprengladungen min-destens Zimmertemperatur haben. Nötigenfalls sind die Geschosse mit Hilfe elektri-schen Anwärmeofens anzuwärmen. Der Anwärmeofen ist so aufzustellen, daß die bereits untersuchten, mit abgeschraubtem Kopf (Kopf mit Tellerfläche nach unten in die Geschoßhülle gelegt) angewärmten Geschosse aus dem Anwärmeofen so-gleich zum Einsetzen der Sprengladung auf den Arbeitstisch kommen. Das Hülsen-gewinde ist mit Schutzfett 40 zu bestreichen.

58

Das Montanwachs wird zweckmäßig in einem Raum mit Durchreichöffnung oder Tür, der unmittelbar an den Laderaum angrenzt, geschmolzen. Es wird vorteilhaft sein, daß Gefäß mit Montanwachs in ein elektrisch geheiztes Ölbad zu stellen, da-mit das Montanwachs dauernd auf 120° bis 130° – der Gießtemperatur – erhitzt bleiben. Wird Montanwachs dickflüssig, so ist es nicht heiß genug und ist durch brauchbares zu ersetzen.

59

Montanwachs darf man in zwei Teile eingießen. Die erste Füllung soll bis zum Hül-lengewinde steigen, die zweite ist so zu bemessen, daß sie nach Aufschrauben des Kopfes etwa 15 mm unter die obere Fläche der Sprengladung steigt.

 

Das Montanwachs ist mit einem passenden Schöpfgefäß rasch in das im Spannfut-ter stehende Geschoß zu füllen. Schnell wird die Sprengladung in das Geschoß ge-setzt, indem sie mit Drehbewegung nach unten gedrückt wird. Damit kein Montan-wachs ausspritzt und die Sprengladung zentrisch sitzt, steckt man einen Zentrier-ring (aus Holz oder Metall) über die ins Geschoß gesetzte Sprengladung. Außerdem ist eine Schutzbrille aufzusetzen und, wenn nötig, die Hand durch einen Lappen zu schützen.

 

Nun wird schnell der richtige Sitz der Sprengladung gelehrt (54) und der Kopf (Mundlochbuchse und der »Schlüssel zum Aufschrauben« sind eingeschraubt) rasch nach Nr. 63 und 64 aufs Geschoß geschraubt. Das Auf-schrauben kann auch mit einer Maschine ausgeführt werden.

 

Läßt sich der Kopf schwer aufschrauben, so ist zu vermuten, daß zuviel Montan-wachs eingefüllt worden ist oder das Gewinde nicht richtig gefaßt hat. Dies ist schädlich, weil das Wachs auf der Sprengladung schnell erstarrt und dann die Sprengladung unzulässig stark gepreßt wird. Derartige Geschosse sind sofort zu untersuchen und, wenn nötig, sofort zu entladen.

 

Werden zum Einsetzen der Sprengladung andere Vorrichtungen verwendet, so ist sinngemäß zu verfahren.

 

Täglich ist bei den ersten Geschossen festzustellen, ob das Montanwachs bei der Arbeitsweise gleichmäßig gestiegen ist. Dünne Schuppen übergeflossenen Montan-wachses im Deckelhut oder auf der Kopffläche der Sprengladung dürfen belassen werden, wenn sich der richtige Sitz der Mundlochbuchse oder Abschlußplatte er-zielen läßt.

 

Hat diese Prüfung bei etwa 15 Geschossen genügt, braucht man Abschlußplatte und Mundlochbuchse nur noch stichprobenweise auszuschrauben, um die Arbeit überwachen zu können.

60

Das Festlegemittel muß bei allen Geschossen gleichmäßig an der Sprengladung hochgestiegen sein und den Raum zwischen Sprengladung und Geschoßwand fül-len. Bis zu etwa 10 mm Tiefe darf die Wachsschicht ringsherum fehlen.

 

Wird beim Einsetzen festgestellt, daß die Sprengladung nicht richtig sitzt, so muß man sie sofort herausnehmen und reinigen. Auch das Geschoß ist sofort zu reini-gen, wobei man feststellen muß, ob sich irgendein Fremdkörper im Festlegemittel befunden hat. Zu niedrige Temperatur des Montanwachses kann ebenfalls schuld sein.

61

Bei Geschossen mit Geschoßmundloch und mit abschraubbarem Boden ist die Mundlochbuchse (Abschlußplatte) fest anzuziehen. Der Geschoßboden ist auszu-schrauben und Geschoß mit der Spitze nach unten in das Ladegerät zu stellen (77 ff.).

 

Festlegen mit Magnesiakitt

Beim Verwenden von Magnesiakitt als Festlegemittel gilt das in Nr. 59 bis 61 Ge-sagte sinngemäß. Magnesiakitt stellt man nach Nr. 48 und 50 her. Das Anwärmen der Geschosse und das Verwenden eines Zentrierringes und einer Schutzbrille sind nicht nötig, weil Magnesiakitt längere Zeit zum Erhärten braucht, das Einsetzen, festes Hinunterdrücken und Drehen der Sprengladung langsamer durchgeführt wer-den können und daß Festlegemittel nicht herausspritzen wird. Die Nr. 66 bis 70 sind zu beachten.

62

Aufschrauben des Geschoßkopfes13)
(Abschlußplatte, Mundlochbuchse sind am zweckmäßigsten eingeschraubt)

Dies geschieht sofort nach dem Einsetzen der Sprengladung. Das Kopfgewinde ist mit Schutzfett 40 einzufetten.

63

Man schraubt den Kopf mit dem zugehörigen Schlüssel fest auf. Die eingeschlage-nen kurzen senkrechten Markenstriche am Zusammenstoß von Kopf und Hülle müs-sen mindestens zusammentreffen; läßt sich der Kopf aber fester einschrauben, so ist er nicht zurückzudrehen, da er sonst lose sitzen würde, was nicht sein darf. Über die sogleich vorzunehmende Weiterarbeit siehe Nr. 65.

64

Die Köpfe der HL-Granaten, die keinen Gewindestift oder keine Stemmausschnitte zum Festlegen des Kopfes haben, sind durch Eintreiben des Kopfwerkstoffes in an-zubringende Stemmausschnitte gegen Lösen zu sichern. Sollte der Kopfwerkstoff zu spröde sein, sind die Ausschnitte am Kopf anzubringen und es ist das Metall der Hülle  in diese einzutreiben. Die fehlenden Stemmausschnitte sind mittels Rundfeile an zwei sich gegenüberliegenden Stellen der Geschoßhülle einzuarbeiten. Größe der Stemmausschnitte etwa wie an der Tellerfläche bei F.H.Gr. Es ist darauf zu achten, daß die Auflagefläche und die sich daran anschließende obere halbe Ge-windelänge des Kopfes gut mit Dichtungsmasse M 262, gelb oder Dichtungsmasse Nr. 7085a, braun zu bestreichen sind.

64a

II. Laden, Schußfertigmachen und Entladen der GeschosseII. Laden, Schußfertigmachen und Entladen der GeschosseInhaltsverzeichnis