II. Gefüllte Patronenhülsen: B. Zündschrauben (Zündhütchen)II. Gefüllte Patronenhülsen: D. Gefüllte Patronenhülsen für SonderzweckeInhaltsverzeichnis
Die Munition der Flakartillerie - Beschreibung - Teil 1 - Allgemeiner Aufbau der Flakmunition
II. Gefüllte Patronenhülsen
C. Treibladungen
1. Allgemeines

16. Die Treibladung (Pulverladung) soll dem Geschoß auf dem Weg durch das Rohr einen möglichst großen Teil des in ihr gebundenen Arbeitsvermögen mitteilen. Sie ist so aufge-baut, daß bei ihrer Verbrennung die Gasentwicklung im Rohr dauernd zunimmt. Die stärks-te schiebende Wirkung auf den Geschoßboden wird kurz vor Verlassen der Rohrmündung erreicht.

17. Die als Treibladung bei der Flakartillerie zur Verwendung kommenden Pulver bestehen in der Hauptsache aus der Nitrozellulose und dem Sprengöl.

Je nachdem, ob als Sprengöl Nitroglyzerin oder Diglykol verwandt wurde, bezeichnet man das Pulver als Nitroglyzerin- oder Diglykolpulver.

Neben den Haupbestandteilen, der Nitrozellulose und dem Sprengöl, enthält das Pulver einige Prozente an Stabilisatoren und ganz geringe Mengen an Graphit.

Durch den Gelatiniervorgang auf heißen Walzen entsteht aus den Grundstoffen eine horn-artige, aber in der Wärme knetbare Masse, das Pulver-Gel.

18. Es werden folgende Pulversorten verwandt:
Nitroglyzerinpulver
Nitroglyzerin-Röhrenpulver – 8 – und
Nitroglyzerin-Ringpulverplatten.
Diglykolpulver
Diglykol-Röhrenpulver – 8 –,
Diglykol-Röhrenpulver – K 0 –,
Diglykol-Röhrenpulver – K 0 – D –,
Diglykol-Röhrenpulver – K 1–,
Diglykol-Röhrenpulver – K 2–,
Diglykol-Röhrenpulver – KN – und
Diglykol-Blättchenpulver – 10,5 –.

Die hinter den Pulverbezeichnungen stehenden Zahlen oder Buchstaben  (z.B. – 8 – oder – K 1 – usw.) sind Kurzzeichen für eine bestimmte Zusammensetzung der Pulver-masse.

19. Von den z.Z. als Hauptladung am meisten zur Anwendung kommenden Diglykolpulvern erzeugen das Digl.R.P. – 8 –, das Digl.R.P. – K 0 – und das Diglykol-Röhrenpulver – K 0 – D – Mündungsfeuer und scharfen Knall, während das Digl.R. P. – K 1 –, das Digl.R.P. – K 2 – und das Digl.R.P. – KN – ohne Mündungsfeuer mit schwächerem Knall schießen.

Die V0 nimmt bei K 0-, K 1-, K 2 und KN-Pulvern selbst bei größeren Schußzahlen nur langsam ab. Die Rohrerwärmung ist geringer als beim R.P. –8–.

R.P. – 8 – und K.-Pulver dürfen nicht durcheinander verfeuert werden, da sonst starke Streuungen entstehen.

20. Außer den Pulvern, die aus Nitrozellulose und Sprengöl bestehen, gibt es noch reine Nitrozellulosepulver, die aber als Hauptladung größerer Kaliber keine Verwendung finden.

Hierzu gehören:

Nitrozellulose-Röhrenpulver,

Nitrozellulose-Manöver-Nudelpulver und

Nitrozellulose-Beiladungspulver.

2. Beschreibung

21. Jede Treibladung besteht im allgemeinen aus der Hauptladung und der Beiladung. Größere Kaliber haben außerdem noch eine Grundladung.

22. Die Hauptladung besteht aus Röhrenpulver, das nach seinen Abmessungen (Länge, Innen- und Außendurchmesser) und sonstigen Eigenschaften für jedes Geschütz und jede Geschoßart ausgewählt wird.

Um eine absolut gleichmäßige (die schußtafelmäßige) Leistung der Treibladung zu erzie-len, wird das Ladungsgewicht der Hauptladung bei jeder Pulverlieferung besonders er-schossen und festgelegt. Das Ladungsgewicht kann daher bei der gleichen Patronenart verschieden sein.

Die Hauptladung ist in den meisten Fällen zu einem Röhrenbündel geformt, das durch Bindfadenbunde zusammengehalten wird.

23. Die Beiladung bewirkt die gleichmäßige und kräftige Übertragung des Zündstrahles der Zündschraube oder des Zündhütchens auf die Hauptladung. Sie besteht aus leicht ent-zündbarem Pulver – Z.Schw.P. (schn.), Nz.Man.- N.P. (1,5 x 1,5)1), Nz.Beil.P. –.

24. Die Grundladung ist nur dann erforderlich, wenn eine Beiladung allein nicht genügt, um den Zündstrahl auf eine größere Hauptladung gleichmässig zu übertragen. Darüber hinaus hat sie einen wirksamen Anteil an der Treibkraft auf das Geschoß.

25. Der Kartuschbeutel soll die Beiladung (soweit vorhanden, auch die Grundladung) mög-lichst gleichmäßig unter der Hauptladung und über der Zündschraube bzw. dem Zündhüt-chen verteilt halten. Er ist aus Kunstseidenstoff gefertigt und besteht aus den Böden und dem Mantel. Zwischen den Böden ist die Beiladung (gegebenenfalls auch die Grundladung) untergebracht. Der Mantel ist über das untere Ende des Röhrenbündels gestreift und mit einem Bindfadenbund befestigt.

Beim 2 cm Kaliber nimmt der Kartuschbeutel die ganze Hauptladung auf.

Beim 5 cm Kaliber ist die Hauptladung lose in die Patronenhülse eingebracht. Die Beiladung befindet sich hier in einem nur aus Böden gefertigten Beiladungsbeutel.

3. Bleidraht

26. Zur Verminderung der Rohrverkupferung durch die Kupfer- oder KPS- Führung der Ge-schosse wird bei den Kalibern von 3,7 cm an aufwärts Bleidraht verwandt. Dieser wird in Form von Ringen entweder lose oder unter Befestigung mit Bindfaden auf das Röhrenbün-del in der Patronenhülse gelegt.

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