II. Laden, Schußfertigmachen und Entladen der GeschosseII. Laden, Schußfertigmachen und Entladen der GeschosseInhaltsverzeichnis
Heeresfeuerwerkerei - Munitionsarbeiten bei Munition für Geschütze und Werfer
B. Munitionsarbeiten allgemeiner Art
II. Laden, Schußfertigmachen und Entladen der Geschosse

Reinigen des Deckelhutes der Sprengladung und des Mundlochgewindes
Einschrauben der Mundlochbuchse mit Abschlußplatte oder der Mundlochbuchse

Mundlochbuchse mit Abschlußplatte oder Mundlochbuchse sind auszuschrauben. Mundlochbuchse und Deckelhut sind zu reinigen. Vor dem Reinigen des Gewindes setzt man in den Deckelhut der Sprengladung einen Wergpfropfen ein, der beim Entnehmen den Schmutz mit herausnimmt.

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(1)

Um zentrischen Sitz der Sprengladung im Magnesiakitt zu erreichen ist die außen am Schaft mit Schutzfett 40 gut eingefettete Mundlochbuchse (Mund-lochbuchse mit Abschlußplatte) mit ihren Schlüsseln sogleich wieder fest ein-zuschrauben14).

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(2)

Der richtige Sitz der Mundlochbuchse ist mit dem vorgeschriebenen Gutlehr-dorn zu prüfen. Der Gutlehrdorn soll sich bis zur Auflage seines kegelförmigen Teiles auf die Tellerfläche des Mundloches einsetzen lassen. Tut der dies nicht, so sind Mundlochbuchse mit Abschlußplatte oder Mundlochbuchse15) richtig einzuschrauben.

Bei den Geschossen, die keine Mundlochbuchse haben, sind Zentrierdorne oder andere Zentriergeräte für das Erreichen des zentrischen Sitzes der Sprengladung zu verwenden.

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(1)

Nach etwa 3 Stunden sind Mundlochbuchse mit Abschlußplatte oder Mund-lochbuchse herauszuschrauben; es ist dann nachzusehen, ob durch das Tie-ferdrücken der Sprengladung infolge des Einschraubens der Mundlochbuchse Magnesiakitt in den Deckelhut der Sprengladung gelangt ist.

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  Vorhandene Kittmasse ist aus dem Deckelhut zu entfernen.  
(2)

Mundlochbuchse mit Abschlußplatte oder Mundlochbuchse sind nach gründli-cher Reinigung von Kittmasse und Schutzfett 40 wieder nach Nr. 66 einzu-schrauben und ihr Sitz zu prüfen. Die Granate ist so 24 Stunden zum Ab-binden des Magnesiakittes stehend aufzubewahren.

(3)

Mundlochbuchse und Abschlußplatte sind nun nochmals herauszuschrauben und die geladenen Geschosse zum Nachtrocknen des Magnesiakittes weitere 24 Stunden ohne Verschlußschraube stehenzulassen. Dann sind die Geschos-se nach Nr. 71 zu untersuchen. Im Kriege entfällt die Trockenzeit unter (3).

Die Geschosse dürfen zum Erhärten des Magnesakittes über Nacht in den Arbeits-räumen der Munitionsfertigungsstelle bleiben. Die betreffenden Gebäude müssen Blitzableiter haben.

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Werden die Granaten in eiligen Fällen gebraucht, so kann die Trockenzeit nach Nr. 68 (3) abgebrochen werden, wenn ein Messingdorn, der auf die Kittschicht zwi-schen Geschoßwand und Sprengladung gedrückt wird, nicht mehr in den Kitt ein-dringt. Während der kalten Jahreszeit dauert das Erhärten des Magnesiakittes län-ger; man muß dann das Trocknen durch Heizen der Arbeitsräume fördern.

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Reinigen und Untersuchen der Geschosse nach dem Laden

(1) Die Geschosse sind gründlich zu reinigen, wenn die Sprengladung mit Magne-siakitt festgelegt ist. Der Deckelhut der Sprengladung nicht beschädigen darf.

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(2) Um das Reinigen16) der Höhlungswand zwischen Sprengladung und Mundloch-gewinde zu verhindern, muß man die Höhlungswand mit Schutzfett 40 abreiben und dann dünn deckend damit einfetten. Man muß jedoch erst mit Asphaltlack nachlackieren, falls die Lackierung beim Reinigen beschädigt worden ist. Die nach-zulackierenden Stellen müssen gut trocken sein, bevor der Asphaltlack aufgetra-gen wird. Das Mundlochgewinde ist mit ensprechenden Einsatzbürsten versehenen Handschleifmaschinen oder anderen Vorrichtungen und Geräten zu reinigen, dann dünn deckend mit Schutzfett 40 einzufetten. Abschlußplatte und Mundlochbuchse sind mit ihren Schlüsseln fest einzuschrauben und ihr richtiger Sitz nach Nr. 66 (2) zu prüfen.

 

(3) War das Nachlackieren der Höhlung unter dem Mundlochgewinde nötig, so muß der Anstrich ganz trocken sein, bevor man Mundlochbuchse oder Mundlochbuchse mit Abschlußplatte einschraubt.

 

Verkörnen des Geschoßkopfes
(Verkörnen des Geschoßbodens, Nr. 78)

Zum Verkörnen ist auf den Arbeitstischen ein der Geschoßform entsprechendes Widerlager mit Anlage für den Geschoßboden zu befestigen. Kopf und Hülle muß man so verkörnen, wie es die nachstehende Skizze zeigt. Durch entsprechendes Neigen des Körners muß man

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a) das Metall des Kopfes (Bodens) gegen das der Hülle und  
b) das Metall der Hülle gegen das des Kopfes (Bodens) treiben.

Einsetzen der Sprengladung und Festlegen mit Papier

Der Geschoßboden ist auszuschrauben und das Geschoß mit der Spitze nach unten in das Ladegerät zu stellen oder in sonst passender Weise anzuordnen. Zweck-mäßig ist, mehrere Geschosse nebeneinander für das Laden vorzusehen, damit man sich ein Geschoß aussuchen kann, in das die mit Papier umwickelte Sprengla-dung paßt. Die Arbeitsleistung wird dadurch gesteigert.

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Bei Geschossen mit Mundlochgewinde ist es zweckmäßig, vor dem Einsetzen der Sprengladung Mundlochbuchsen auszuschrauben, weil sich die Sprengladung leich-ter einsetzen läßt, wenn keine Luftverdichtung in der Geschoßhöhlung möglich ist.

 

Die Sprengladung umwickelt man mit alten Zeitungen oder unbedrucktem Zei-tungspapier (das in Rollen zu beschaffen ist) in solch dicker Lage, daß die Spreng-ladung ohne Spielraum die Geschoßhöhlung füllt. Die Größe der Bögen wird durch die Länge der festzulegenden Sprengladung und die erforderliche Dicke der Papier-lage bestimmt. Stellt sich heraus, daß die Sprengladung im zylindrischen Teil des Geschosses mehr Spiel hat, so wird ein der Länge des zylindrischen Teils der Sprengladung entsprechend breiter Bogen in den größeren Bogen eingelegt, bevor man die Sprengladung einrollt. Zum Einrollen legt man die Sprengladung mit dem Boden nach rechts zeigend auf das Papier – Bodenkante mit Papierrand abschnei-dend – und rollt sie dann wie eine Flasche ein. Dann spannt man die Sprengladung in das Haltegerät für eingewickelte Sprengladungen ein, glättet das Papier am Kopfende mit der zugehörigen Glättehilfe und legt die Papierumwicklung mit 25 mm breitem Papierklebestreifen fest. Es sind etwa 2 Lagen des Klebestreifens als Ring um das Kopfende zu legen, damit die Sprengladung beim Einsetzen ins Geschoß nicht aus der Papierhülse gleitet. Nach dem Einrollen muß das Papier mit der Bo-denkante der Sprengladung abschneiden und darf auch nach dem Einsetzen in die Geschoßhülle nicht hervorstehen. Die Sprengladung ist beim Einsetzen in die Ge-schoßhöhlung ständig zu drehen, weil es das Einsetzen erleichtert und das Papier besser in seiner glatten Anlage am Mantel der Sprengladung verbleibt. Die Spreng-ladung muß so stramm eingesetzt sein, daß sie beim Drücken mit der Hand nach den Seiten unbeweglich. Läßt sich die Sprengladung etwas bewegen, sind seitliche Papierstreifen zwischen Sprengladung und Geschoßhülle einzuklemmen.

 

Das den Boden der Sprengladung überragende Papier trennt man ab oder biegt es nach dem Geschoßinneren zu um.

 

Mit dem nach der Ladevorschrift vorgeschriebenen Gerät drückt man die Sprengla-dung herunter und führt mit dem Tiefenmesser bei heruntergedrückter Sprengla-dung folgende Messungen aus:

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a)

den Abstand der Sprengladungsbodenfläche von der Auflagefläch für den Ge-schoßboden,

b)

die Dicke des Geschoßbodens ohne Bodenrand und stellt den Unterschied zwi-schen a weniger b fest. Ist b größer als a, so ist die Sprengladung zu entneh-men und gegen eine kürzere auszutauschen.

Auf den Boden der Sprengladung sind nun so viele Einlegescheiben (vgl. Ladevor-schrift) zu legen, daß ihre Gesamtdicke 0,5 bis 1 mm größer ist als der nach Nr. 74 ermittelte Unterschied. Ausnahmen bestimmen die Ladevorschriften. Es ist wichtig, daß zwischen Bodenfläche der Sprengladung und Vorderfläche des eingeschraub-ten Geschoßbodens kein Zwischenraum verbleibt, damit die Sprengladung im Ge-schoß unbedingt festliegt.

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Es muß sich mindestens eine Einlegescheibe auflegen lassen. Ist dies nicht mög-lich, so stellt man fest, ob sich die Sprengladung noch tiefer in das Geschoß ein-setzen läßt. Ist kein Platz für eine Einlegescheibe mehr zu schaffen, so ist die Sprengladung gegen eine kürzere auszutauschen.

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