II. Beschreibung der englischen BombenIII. Englische Zünder, Zündladungen und SprengkapselnInhaltsverzeichnis
Beseitigung nicht detonierter feindlicher Abwurfmunition - Beiheft 1 -
Beschreibung der englischen Bomben und ihrer Vernichtung
II. Beschreibung der englischen Bomben.
E. Fallschirmleuchtbomben.
1. Kleine Fallschirmleuchtbombe.
(Siehe Zeichnung 12, Abb. 16, 17)
Aufbau der
Bombe:

Die Weißblechhülse enthält vorn die Treibladung, anschließend die Leuchtmine und hinten den durch drei längsliegende Holzstäbe zusam-mengehaltenen, gefalteten seidenen Fallschirm. Der hintere Abschluß erfolgt durch einen aufgesteckten, mittels Bajonettverschluß gesicher-ten Boden.

Aufhänge-
vorrichtung:

Seitlich angebracht, für Horizontalaufhängung, durch Klemmband an Hülse befestigt.

Zünder:

Es wird der Brennzünder Nr. 35 verwendet.

Arbeitsweise
der Bombe:

Nach Ablauf der eingestellten Zünderzeit von 3,5 bis 17 sek. kommt die Treibladung zur Zündung, wodurch die Leuchtmine sich entzündet und mitsamt dem Fallschirm nach hinten ausgestoßen wird. Die leere Hülse mit Zünder fällt sofort zu Boden. Leuchtsätze entweder gelb – "yellow" – oder "orange".

Leistung:

Die Leuchtstärke beträgt bei 3½ Minuten Brenndauer mit gelbem Licht 450 000 bis 900 000 HK. Während des Leuchtens durchsinkt der Schirm einen Höhenunterschied von etwa 500 m.

2. Große Fallschirmleuchtbombe.
(Siehe Zeichnung 13, Abb. 16, 17)
Aufbau der
Bombe:

Die Weißblechhülse enthält vorn die Treibladung, anschließend die Leuchtmine und hinten den durch 3i längsliegende Holzstäbe zusammen-gehaltenen, gefalteten seidenen Fallschirm. Der hintere Abschluß erfolgt durch einen aufgesteckten, mittels Bajonettverschluß gesicherten Bo-den.

Aufhänge-
vorrichtung:

Seitlich angebracht, für Horizontalaufhängung, durch Klemmband an Hülse befestigt.

Zünder:

Es wird der Brennzünder Nr. 35 verwendet.

Arbeitsweise
der Bombe:

Nach Ablauf der eingestellten Zünderzeit von 3,5 bis 17 sek. kommt die Treibladung zur Zündung, wodurch die Leuchtmine sich entzündet und mitsamt dem Fallschirm nach hinten ausgestoßen wird. Die leere Hülse mit Zünder fällt sofort zu Boden. Leuchtsätze entweder gelb – "yellow" – oder "orange".

Leistung:

Die Leuchtstärke beträgt bei 4 Minuten Brenndauer und gelbem Licht bis zu 1 200 000 HK. Während des Leuchtens durchsinkt der Schirm einen Höhenunterschied von etwa 500 m.

F. Brandbomben.
1. Die englische Brandbombe 1,7 kg.
(Siehe Zeichnung 14 und 15)
Form der
Bombe:

Sechseckiger Stab von 550 mm Länge und 48 mm Ø

Aufbau:

Der Kopf der Bombe besteht aus einem Stahlstück von 675 g Gewicht, das durch eine zylindrische Verlängerung in einem außen sechseckigen Elektronkörper von 296 mm Länge befestigt ist.

Der Elektronkörper wiegt 570 g und hat eine durchgehende Bohrung von 22 mm Durchmesser. An seinem oberen Ende hat er ein Innengewinde zum Einschrauben des Zünders. 22 mm unter seinem oberen Ende sind in der Wand 4 Gasabzugslöcher von 75 mm Ø angebracht, die durch Korkpfropfen und Schellack abgedichtet sind.

Im Innern der Bohrung des Elektronkörpers befindet sich der Thermit-brennsatz von 225 g Gesamtgewicht. Er besteht aus 14 zylindrischen Preßkörpern von 22 mm Ø und 13 mm Höhe. Auf dem obersten Preßkör-per sitzt eine durchbohrte Korkplatte, deren Öffnungen mit Schwarzpul-ver als Anfeuerungssatz gefüllt sind. In dem Hohlraum zwischen Zünder und Korkplatte liegt ein zusammengefalteter Fließpapierstreifen, der ebenfalls mit Schwarzpulver durchsetzt ist.

Zünder:

Der Zünder ist in das obere offene Ende des Elektronkörpers einge-schraubt. Er besteht aus dem sechseckigen Zündergehäuse aus 150 g Elektron und dem durchbohrten Zündhütchenträger aus 10 g Elektron. In der inneren Bohrung des Zünderkörpers sitzt der 35 g schwere zylin-drische Schlagbolzen aus Stahl, der durch eine Schraubendruckfeder in seiner oberen Lage festgehalten wird. Zwischen dem Schlagbolzen und dem Zündhütchenträger sitzt ein Messingblechzylinder, von dem 4 Na-sen nach innen gebogen sind. Seitlich ist der Zünderkörper durchbohrt, und in dieser Bohrung sitzt ein Sicherungsbolzen unter nach außen wir-kendem Federdruck. In hineingedrücktem Zustand legt er sich gegen die vordere Fläche des Schlagbolzens und hält diesen in seiner hintersten Lage fest.

Leitwerk:

Auf dem Zünder sitzt ein Weißblechhohlkörper von 260 mm Länge aus 0,3 mm starkem Weißblech. Durch die Verlegung des Stahlkörpers auf das eine Ende und des hohlen Weißblechkörpers auf das andere wird der Schwerpunkt der Bombe nach dem unteren Ende verlegt, und der Weiß-blechhohlkörper wirkt wie eine Stabilisierungsfläche. Es ist möglich, daß der Weißblechhohlkörper zur Aufnahme einer Glasampulle mit Kampfstoff gedacht ist.

Wirkungs-
weise:

Die Bomben sind im Abwurfgerät derartig eingeschichtet, daß der he-rausstehende Sicherungsstift jeder Bombe durch eine Fläche einer be-nachbarten Bombe eingedrückt wird. Beim Fall der Bomben, die gebün-delt geworfen werden, tritt der Stift heraus und gibt dadurch den Schlagbolzen frei. Die Bombe erhält eine Endgeschwindigkeit von 120 m/Sek. Beim Aufschlag schnellt der Schlagbolzen infolge seines Behar-rungsvermögens unter Überwindung der Schraubendruckfeder nach vorn. Er muß hierbei die Nasen des Messingringes nach unten biegen und sticht dann das Zündhütchen an. Der Feuerstrahl des Zündhüt-chens setzt das zusammengefaltete Fließpapier und den Anfeuerungs-satz aus Schwarzpulver in Brand und zündet dadurch den obersten Thermitpreßkörper. Die entstehenden Pulvergase drücken die Korkpfrop-fen aus den Gasabzugslöchern heraus und können so entweichen.

Leistung:

Die Durchschlagsleistung ist etwa dreimal so hoch wie die der deut-schen B 1 El. d.h. die Bombe wird in den meisten Fällen nicht im Dach-geschoß stecken bleiben, sondern in einem der darunter liegenden Stockwerke verbrennen. Sie verbrennt ruhig ohne besondere Sprüher-scheinungen und gleicht in dieser Hinsicht etwa der deutschen B 1 El. Die Brenngeschwindigkeit ist durch den größeren Gehalt an Elektron ge-ringer. Hieraus ergibt sich, daß die englische Brandbombe längere Zeit (etwa 18 Minuten) mit Weißglut verbrennt als die deutsche B 1 El (6–10 Minuten).

Zündwirkung:

Die Zündwirkung der englischen Brandbombe 1,7 kg ist nicht größer als die der deutschen B 1 El., da der zündfähige Inhalt etwa dem der deut-schen Brandbombe entspricht.

Bekämpfung:

Wasser im Sprühstrahl oder Sand führen zum Erfolg. Aufgeschütteter Sand kann naßgemacht werden, um die Hitzeerscheinung zu verringern.

Vernichtung
von Blind-gängern:

Ein Korkpfropfen ist aus einem Gasabzugsloch zu entfernen, einige Gramm Schwarzpulver oder Blättchenpulver aus einer Infanteriepatrone sind einzufüllen und mit Hilfe von 50 cm Zeitzündschnur 30 zu zünden. Hierzu sind eine Grube von 1 m Tiefe und 100 m Sicherheitsabstand er-forderlich.

ACHTUNG !

Brandbomben mit mehreren roten Ringen und rot gefärbten Deckel der Weißblechhülle enthalten über dem Eisenstück einen Preßkörper aus 13,5 g Schwarzpulver. Dieser führt zu einem Zerknall der Bombe nach wenigen Minuten und schleudert die Teile der Elektronhülle in etwa 50 m Umkreis umher. Die Durchschlagskraft der umherfliegenden Teile ist je-doch verhältnismäßig gering.

2. Brandbombe 12,5 kg
(Siehe Zeichnung 16, Abb. 14–15)
Bomben-
körper:

Spitze aus Stahl, zylindrischer Teil aus Stahlblech, mit Preßpappe umge-ben. Der Boden ist eingepreßt und festgekittet.

Leitwerk:

Hohle Stromlinienverkleidung aus Blech, 4 Flügel mit Leitring vernietet. Im Leitring liegt der durchlöcherte Fallschirmteller mit Bremsfallschirm und dem von oben eingedrüclten Fallschirmdeckel. Der Luftstaudruck drückt den Fallschirm und den Fallschirmdeckel bei einer bestimmten Fallgeschwindigkeit heraus. Die Leinen des Fallschirmes sind am Zünder befestigt.

Aufhänge-
vorrichtung:

Seitlich angebrachte Öse für Horizontalaufhängung.

Zünder:

Der "Bodenzünder für die Brandbombe 12,5 kg" mit Fallschirmentsiche-rung ist in der hohlen Stromlinienverkleidung untergebracht.

Laborierung
u. Wirkungs-
weise:

Unter dem Boden der Bombe sitzt ein Schwarzpulversatz, der den Boden mit Leitwerk, Zünder und Fallschirm fortschleudert und den obersten der 7 zylindrischen Brandsätze entzündet. Unterhalb der 7 Brandsätze be-findet sich noch ein weiterer fest eingebauter Brandsatz in der Bomben-spitze. Jeder Brandsatz besteht aus einem Elektronmantel von 320 g mit einer Thermitfüllung von 400 g. Hauptbestandteile der Thermitfüllung sind: etwa 25% Aluminium, 72% Eisenoxyduloxyd, 3% Verunreinigungen. Die Durchzündung der einzelnen Brandsätze vom Bodenzünder bis zur Spitze erfolgt durch besondere Kanäle im Innern der Brandsätze durch Zündschnüre. An der Unterseite jedes Brandsatzes befindet sich eine Aussparung mit einer Schwarzpulvertreibladung. Diese Ladungen treiben die einzelnen Brandsätze nacheinander mit einigen Sekunden Abstand heraus. Wurfweite bei 45° Erhöhung bis zu 80 m. Der in der Spitze be-findliche Brandsatz verbrennt am Ort und bringt die Spitze zum Glühen.

Anstrich:

Dunkelrot mit schwarzen Ringen an der Spitze. Fallschirmdeckel hellgrau.

Leistung:

Die mit heftiger Sprüherscheinung abbrennenden Brandsätze brennen etwa 3 Minuten. Sie erreichen dabei weder die Zündwirkung der deut-schen B 1 El noch die der englischen sechseckigen 1,7 kg-Brandbombe. Die psychologische Wirkung auf die Zivilbevölkerung infolge der nachein-ander folgenden Knallerscheinung der Schwarzpulversätze ist jedoch nicht zu verkennen. Nach Beendigung der Sprüherscheinung lassen sich die Brandsätze mit Sand oder Wasserschleier leicht löschen.

Entschärfung
u. Vernich-tung:

Ausbau des Zünders und Vernichtung der Bombe siehe Abschnitt "Der Bodenzünder für die Brandbombe 12,5 kg".

3. Die Flüssigkeitsbombe LC 250 LB.
(Siehe Zeichnung 17)
Bomben-
hülle:

Zylindrischer Teil aus 7 mm starkem Stahlblech geschweißt, Kopf gezo-gen und mit zylindrischem Mantel verschweißt. Boden leicht gewölbt und mit schwacher Schweißnaht (Abreißnaht) mit zylindrischem Teil verbunden. Einfüllstutzen in der Mitte des Bodens.

Leitwerk:

Konische Stromlinienverkleidung aus Stahlblech, 4 Flügel, Leitring und Flügel vernietet.

Aufhänge-
vorrichtung:

Seitlich am zylindrischen Teil angebrachte Öse für waagerechte Aufhän-gung.

Zünder:

Kopfaufschlagzünder ohne Verzögerung für die Bombe LC 250 LB.

Laborierung
u. Wirkungs-
weise:

In die im Kopf eingeschraubte Mundlochbuchse ist eine mit 260 g Schwarzpulver gefüllte Blechhülse als Ausstoßladung eingesetzt. Der Hohlraum im Bombenkörper ist mit Stoffresten, Lumpen und sonstigen Textilresten gefüllt. Beim Fertigmachen wird ein Gemisch aus Benzin, Petroleum und Schweröl – wahrscheinlich Industrie-Abfälle – eingefüllt. Fassungsraum des Hohlraumes etwa 55 Liter.

Anstrich:

schwarz und rot.

Leistung:

Die Brandwirkung der durch das Schwarzpulver nach dem Abreißen des Bombenbodens herausgestoßenen brennenden Textilteile ist verhältnis-mäßig gering. Vielfach erfolgte das Ausstoßen ohne Entzündung der Flüssigkeit.

  Viele Blindgänger.

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